Leoš Janáček – Mährische Volkspoesie in Liedern (Auswahl)
Martina Janková: Sopran
Roman Hoza: Bariton
Ivo Kahánek: Klavier
Zu seinen Lebzeiten wurde der heute weltweit anerkannte Opernkomponist Janáček lange Zeit als Folklorist wahrgenommen. Ab den späten Achtzigerjahren des 19. Jahrhunderts interessierte er sich gezielt für das mährische Volkslied, gemeinsam mit František Bartoš sammelte er volkstümliche Melodien. Hieraus entstand die Idee zur Schaffung des populären Straußes mährischer Volkslieder (1890), welcher eine Auswahl aus den Sammlungen von Bartoš, Sušil und anderen enthielt. Anfang der Neunzigerjahre erschien der Strauß in einer enger gefassten Auswahl von 53 Liedern mit begleitenden Klaviernoten Janáčeks. Schon bald nutzte auch Janáček selbst diese Edition beim Musikunterricht am Lehrerinstitut oder am II. Tschechischen Gymnasium in Brünn. Mit der Zeit erlangte die Sammlung weitere Bekanntheit; ihre wachsende Beliebtheit veranlasste den Verleger Emil Šolc aus Telč dazu, Janáček um die Vorbereitung einer neuen Ausgabe zu bitten, die 1908 unter dem neuen Titel Mährische Volkspoesie in Liedern erschien. Diese Liedsammlung kann zweifellos als bekanntestes Werk seiner Art gelten und brachte Janáček den Ruf einer der besten Volksliedbearbeiter ein. Wenn wird nach den Gründen dieses Erfolgs suchen, so können wir feststellen, dass der Komponist durch seine eingehende strukturelle Analyse des Volkslieds zu einer fachgerechten Charakterisierung gelangte, bevor er durch eine kreative Bearbeitung jene musikalische Miniaturen mit ihrer ganz eigenen Poetik schuf.
Jarmila Procházková