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Parnas Quintet

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10.00
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Leoš-Janáček-Haus
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Leoš Janáček – Jugend

Pavel Haas – Bläserquintett

György Ligeti – Sechs Bagatellen für Bläserquintett

Malcolm Arnold – Three Shanties

Parnas Quintet

Leoš Janáček: Jugend

Allegro, 

Andante sostenuto, vivace, 

Allegro animato

„Ich habe hier einige Erinnerungen aus der Jugend komponiert.“ Leoš Janáček (1854–1928) verlebte im Altbrünner Augustinerstift eine Kindheit voller Entbehrungen und Einsamkeit. Als reifer Siebziger, international erfolgreich und verehrt, vergisst Janáček  jedoch diese Qualen und erinnert sich gern an die lustigen Begebenheiten, Naturerlebnisse und jugendlichen Stimmungen, die ihn beeinflussten. Im Jahr 1924 komponierte er während eines Aufenthalts in Hukvaldy das fantasievoll frische und freudige Bläsersextett Jugend. Dieses Werk sprüht geradezu vor Witz, Buntheit und guter Laune. Lediglich der zweite freie Satz spielt sich in melancholischen und nachdenklichen Farben ab, welche jedoch bald durch den fröhlichen und ausgelassenen Marsch der Blaukehlchen verdrängt werden, den Janáček in die Partitur der Jugend eingefügt hat. Das Bläsersextett hatte seine Premiere am 21. Oktober 1924 in Brünn, doch war das Konzert leider durch ein technisches Versagen der Klarinette überschattet. Im November erklang die Jugend jedoch bereits ohne Probleme in Prag, womit ihr Weg zu weltweiter Bekanntheit begann. 

Pavel Haas: Bläserquintett op. 10

Preludio. Andante, ma vivace

Preghiera. Misterioso e triste

Balo eccentrico. Ritmo marcato

Epilogo. Maestoso

Am 21. Juni, dem Tag der Musik, waren es 117 Jahre her, dass in der Familie eines jüdischen Brünner Schuhhändlers der spätere Komponist Pavel Haas (1899–1944) das Licht der Welt erblickte. Schon als Kind zeigte er musikalisches Talent, und das Glück wollte es, dass er am Konservatorium Jan Kunc und Leoš Janáček als Lehrer hatte. Auch sein Bruder Hugo war musikalisch begabt, wandte sich jedoch bald dem Theater und Film zu, anstatt eine Karriere als Opernsänger anzutreten. Pavel Haas hatte vor allem dank Leoš Janáček eine hohe Achtung vor der Volksmusik, die er gekonnt in sein Werk integrierte. Seine spezifische Musiksprache entwickelte sich auch in der Konfrontation mit dem Jazz und den Schlagern seiner Zeit (so schrieb er unter anderem auch die Musik zu drei Filmen seines Bruders) ebenso wie mit den Werken der großen Komponisten und insbesondere dem Schaffen seines Lehrmeisters. Das Bläserquintett op. 10 schrieb er 1929. Es ist das frische Werk eines dreißigjährigen Komponisten und belegt eindrucksvoll die außergewöhnlichen Fähigkeiten und das Talent seines Schöpfers. Pavel Haas hätte eine große Zukunft haben können, doch waren ihm nur mehr fünfzehn Lebensjahre vergönnt, bevor er im Herbst 1944 dem brutalen Massenmord in den Gaskammern von Auschwitz zum Opfer fiel.

György Ligeti: Sechs Bagatellen für Bläserquintett

Allegro con spirito 

Rubato. Lamentoso 

Allegro grazioso (attaca) 

Presto ruvido 

Adagio. Mesto (in memoriam Béla Bartók) 

Molto vivace. Capriccioso 

„Ich sehe eine große schlammige Gosse voll der stinkendsten Exkremente …“, so expressiv beginnt der Tagebucheintrag des tschechischen Komponisten und Intellektuellen Jan Rychlík vom 2. März 1955. in der am 15. August 1949 ausgerufenen Ungarischen Volksrepublik war die hoffnungslose Atmosphäre der Fünfzigerjahre ähnlich ausgeprägt wie in der Tschechoslowakei. György Sándor Ligeti war sieben Jahre jünger als Jan Rychlík, er wurde 1923 in Siebenbürgen in eine jüdische Familie geboren. Schon bald zog seine Familie nach Klausenburg, wo Ligeti seine musikalische Ausbildung begann. Mit sechzehn Jahren wird er mit dem nationalsozialistischen Regime konfrontiert, wenige Jahre nach dem Krieg mit dem Stalinismus. Nach der blutigen Niederschlagung des Volksaufstands von 1956 verließ der Komponist seine Heimat und kehrte bis zu seinem Tod im Jahr 2006 nie mehr dauerhaft nach Ungarn zurück. Das Schaffen György Ligetis wird im Kontext der Musikgeschichte in erster Linie mit Tendenzen der zweiten Avantgarde und mit dem Aufkommen und der Etablierung der Neuen Musik in Verbindung gesetzt. Dank seiner starken Persönlichkeit, die auch eine Folge seiner negativen Lebenserfahrungen war, grenzte sich Ligeti jedoch stets gegen eine autoritative Fortschrittsdefinition ab, so dass sich sein zu einem deutlichen Timbre und Interesse an der Färbung als Träger des musikalischen Gedankens neigender musikalischer Ausdruck in etwas exzentrischer Weise dem modernistischen Mainstream entzog. Unter dem Druck der stalinistischen Diktatur präsentierte sich Ligeti zu Beginn der Fünfzigerjahre in der Öffentlichkeit vor allem als Bearbeiter volkstümlicher Lieder für Chöre; diese Tätigkeit wurde, ähnlich wie in der Tschechoslowakei, als Teil der Entwicklung des volkstümlichen Kulturschaffens gefördert. Privat jedoch arbeitete er mit einer etwas fortschrittlicheren Musiksprache, wie es auch seine Sechs Bagatellen für Bläserquintett  aus dem Jahr 1953 bezeugen. Bagatellen sind kurze, anspruchslose Instrumentalstücke, meist für Klavier, wie etwa der Evergreen Für Elise. Auch die Bagatellen Ligetis haben ihren Ursprung in Klavierwerken. Ligeti leitete die Bagatellen für Bläserquintett aus einer früheren Serie von elf kurzen Stücken für Soloklavier mit dem Titel Musica Ricercata (1951-1953) ab, im Grunde handelt es sich um eine Transkription der Sätze III, V, VII, VIII, IX und X. Die Komposition baut auf relativ strikten Beschränkungen vor allem im Hinblick auf eine deutliche Reduktion des Tonmaterials auf – von zwei Tönen (A und D) im ersten Teil bis hin zu zwölf Tönen im elften Teil. Desto stärker liegt der Akzent dagegen auf Rhythmus, Klangfarbe und weiteren Elementen. Der Logik seiner Entstehungszeit entsprechend, erlebte das außergewöhnliche Werk Sechs Bagatellen für Bläserquintett seine Premiere leider erst 1969.

Malcolm Arnold: Three Shanties für Bläserquintett

Allegro con brio – Allegretto semplice – Allegro vivace

Das Werk des britischen Komponisten Sir Malcolm Arnold (1921–2006) ist durch keine markante kompositorische Progression charakterisiert. Der Autor neigte stets zur Tonalität und zu romantischen Tendenzen, die auf Hector Berlioz zurückgehen. Mit dem Werk Berlioz’ verband ihn auch die Fähigkeit zu kultivierter Instrumentierung. Grandios ist jedoch Arnolds Geschick bei seiner nachgerade zynischen Ironisierung der Kunst und der Musik, sei es der „hohen“ oder „ernsten“ wie auch der „niederen“ oder volkstümlichen. Als anerkannter Filmmusikschreiber war er mit allen Finessen der klanglichen Illustration vertraut und nutzte gern vielerlei Klischees, um sie durch ihre Eskalation zu banalisieren. Ein Beispiel für seine genial leichte Feder sind zweifellos auch die überaus populären Three Shanties für Bläserquintett aus dem Jahr 1943. Ein Matrose betrinkt sich bis zum Umfallen, und wir hören seine torkelnden Schritte beim Tango an der Küste Südamerikas und seine nachlassende Artikulation, untermalt durch seinen Schluckauf in der kleinen Terz. Nun denn – What shall we do with a drunken sailor? Der zweite Teil Allegretto semplice basiert dagegen auf einer kontrastierenden Paraphrase des traditionellen Songs Boney was a Warrior. Im abschließenden Teil kehren wir wieder zu den Matrosen in ihrer Spelunke zurück, die ausgelassene und wohl auch etwas stürmische Atmosphäre der vergnügten Zecher wird durch Zitate aus dem Song Johnny come down to Hilo illustriert.

Das Bläserensemble Parnas Quintet besteht aus herausragenden Instrumentalisten der Ensembles des Nationaltheaters Brno und der Philharmonie Brno. In seinem Repertoire genießen Werke tschechischer Autoren besondere Aufmerksamkeit, so war das heute zu hörende Quintett von Pavel Haas geradezu der Auslöser für die Entstehung des Ensembles. Die Meisterwerke tschechischer Autoren werden jedoch gekonnt mit Hits und Evergreens der weltweiten Quintettliteratur konfrontiert. 

Viktor Pantůček

Info-Telefon:
+420 542 158 120

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