Leoš Janáček – Concertino, Auf verwachsenem Pfade (1. Reihe)
Samuel Barber – Sonata
Konzert der Studenten des Lehrstuhls für Tasteninstrumente der Fakultät für Musik der Janáček-Akademie Brno
Das Concertino, von Janáček als „Klavierkonzertchen“ bezeichnet, entstand 1925, als der Komponist bereits die Weisheit des Alters genoss und in die Welt des neuen Musikschaffens leider auch sehr verspielte Themen einbrachte. Ursprünglich sollte eine Suite mit dem Titel Der Frühling entstehen, es war eine Kammerbesetzung aus Klavier, zwei Violinen, Viola, Klarinette, Waldhorn und Fagott vorgesehen. Der Klavierpart ist sehr präsent, ohne jedoch das Stück zu beherrschen. Vor allem die Blasinstrumente geben in fantasievoller Weise die musikalische Handlung wieder. Janáček selbst gab erst später zu jedem der vier Sätze eine Erklärung – den 1. Satz interpretierte er als mürrischen Igel, den 2. als geschwätziges Eichhörnchen, den 3. als die arroganten Blicke einer Eule oder eines Käuzchens, während sich schließlich im 4. Satz alle zanken und aufeinander einschreien, so dass das Klavier für Ordnung sorgen muss. Seine Premiere erlebte das Stück im Februar 1926 in Brünn.
Der unter dem Namen Auf verwachsenem Pfade, 1. Reihe bekannte Klavierzyklus mit seinen zehn Kompositionen lässt sich in seinen Anfängen bis ins Jahr 1900 zurückverfolgen. Die Reihenfolge der Werke und ihre späteren poetischen Namen machten eine Entwicklung durch, in der sowohl die Vorlieben ihres Autors als auch die Angebote von Verlegerseite eine Rolle spielten. Suchen wir daher hinter den einzelnen Titeln kein konkretes Programm, sondern betrachten wir sie als Reminiszenzen an charakteristische Momente, wie sie Janáček in seinem Heimatort Hukvaldy verlebt hat, an Ereignisse, die ihn dazu nötigten, einen Teil seines Gedächtnisses in Notenlinien zu fassen. Dies ändert nichts an der Tatsache, dass die ersten sieben autobiografischen Skizzen zunächst für Harmonium erschienen.
Die Klaviersonate von Samuel Barber (1910-1981) entstand in den Jahren 1947-1949. Ursprünglich plante der Komponist eine klassische dreisätzige Sonate, bestehend aus einem energiegeladenen, schnellen Allegro, einem delikaten Allegro scherzando und einem expressiven Adagio unter Nutzung der Zwölftontechnik. Auf Drängen des vorgesehenen ersten Interpreten Vladimir Horowitz fügte er schließlich noch einen vierten Satz hinzu, mit welchem er in Form einer vierstimmigen Fuge unter Verwendung komplizierter synkopischer Rhythmen und harmonischer Elemente aus dem Jazz der amerikanischen Musik ihre „erste wirklich große, echte Sonate“ bescherte.
Eva Drlíková