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Iva Bittová und OK Percussion Duo, Emil Viklický Trio

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19.00
/
Mahen-Theater
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Emil Viklický Trio

Emil Viklický – Adventure in Black and Yellow

mährisches Volkslied (Arrangement Emil Viklický) – Ej, Lásko, Lásko

mährisches Volkslied (Arrangement Emil Viklický) – Aspen Leaf 

Leoš Janáček (Arrangement Emil Viklický) – Sinfonietta – Thema für Klarinette in fünf Teilen

Leoš Janáček (Arrangement Emil Viklický) – Dank dir, Laca (Arie aus der Oper Jenůfa)

mährisches Volkslied (Arrangement Emil Viklický) – Vínko, vínko

Iva Bittová: Gesang, Violine

OK Percussion Duo: Perkussion

Leoš Janáček – Warten auf dich, In memoriam, Sprachmelodien und Lieder (Auswahl), Tagebuch eines Verschollenen (13. Satz), Die Sägen, Die Donau (Vokalise, 3. Satz)

Iva Bittová ist heute ein international anerkanntes Phänomen an der Grenzlinie zwischen Interpretation und Komposition, zu nahezu gleichen Teilen bewegt sie sich auf den Territorien von E-Musik, U-Musik und Folklore.

Es ist nicht das erste Mal, dass sie im Rahmen des Festivals ihre Sicht auf Janáček durch das Prisma von Jazz, Folk oder Art-Rock zum Besten gibt. Schon oft hat sie auf ihre unvergessliche Art die verschiedensten Werke Janáčeks interpretiert. Mit ihrer Umsetzung der Mährischen Volkspoesie in Liedern gemeinsam mit dem Škampa-Quartett und nach Arrangements von Vladimír Godár gelang es ihr im Jahr 2004, die bisherige konventionelle Interpretation dieses Vokalzyklus von Leoš Janáček zu durchbrechen.

So ist es denn nur naheliegend, wenn sie bei ihren Rezital zusammen mit dem herausragenden Brünner OK Percussion Duo (Martin Opršál – Martin Kleibl) auftritt und in den Arrangements von Miloš Štědroň für die Verbindung von Stimme, Violine und anderen Lautäußerungen mit den Melodie- und übrigen Schlaginstrumenten durchwegs kürze Kompositionen von Janáček wählt.

Höchstwahrscheinlich für das in Hukvaldy vorhandene Harmonium schrieb Janáček nach dem 5. August 1928, eine Woche vor seinem Tod, die Komposition Warten auf dich, welche er Kamila Stösslová widmete. Iva kehrt bereits zum zweiten Mal zu dieser zehntaktigen Miniatur zurück.

Zwei Blöcke kontrastreicher Sprachmelodien werden durch die Breaks der Schlaginstrumente miteinander verbunden und bilden so eine Art dramatischer Szene. Ein Beleg dafür, wie Janáček zwar konsequent die durchweg im Freien notierten Sprachmelodien von seiner kompositorischen Arbeit trennt, aber dennoch ist offensichtlich, dass der künstlerische Faktor in diesen sog. wissenschaftlichen Studien der Melodie menschlicher Sprache überwiegt und auf Janáčeks Opernpoetik zielt.

Die Klavierbearbeitung des lachischen Tanzes Die Sägen gab Janáček zusammen mit dem Tanz aus Čeladná im Frühjahr 1905 bei Arnošt Píša in Brünn heraus. Eine Übertragung auf melodische Schlaginstrumente bot sich in diesem Falle geradezu an. 

Analog werden bei dem Rezital das Orgelsolo aus der Glagolitischen Messe oder der 3. Teil der Symphonie Die Donau adaptiert, wo der Gesangspart von Janáček direkt ausgewählt wurde.

Die Klavierminiatur In memoriam stammt offenbar aus dem Jahr 1887 und belegt sehr markant die Entstehungsgeschichte von Janáčeks originellem Stil. In der gegebenen Situation finden wir zwei typische Konstanten – eine sehr schnelle und kurze Obstinato-Figur sowie einen verzögerten Charakter der gesamten Miniatur, der – praktisch ohne Harmonie – in der Akkordik beruht. Der 13. Teil des Vokalzyklus Tagebuch eines Verschollenen, eine Miniatur für Soloklavier, bietet sich durch seinen obstinaten Charakter und die abgehackte Diktion ebenfalls für eine Verbindung mit Perkussionsinstrumenten an.

Das Rezital wird durch Bonuswerke ergänzt werden, die während der Vorbereitung des Konzerts im Frühjahr und Sommer 2016 entstehen.

Der Komponist, Pianist und Jazzmusiker Emil Viklický debütierte 1977 mit seinem markanten Album V Holomóci. Seine Synthese modaler Verfahren des Jazz der Siebzigerjahre verband er alsbald mit dem Studium der mährischen Folklore und selbstverständlich der Werke Leoš Janáčeks. Dieser Weg erreichte seinen Höhepunkt mit einem Studium in Boston und Viklickýs immer einfallsreicheren Verbindungen von Anregungen aus dem Jazz mit Kompositionstechniken der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Schritt für Schritt tastete er sich bis zur Oper und anderen Ausdrucksweisen der Kunstmusik vor und wurde zum Symbol einer idealen Verbindung zweier Welten – von Unterhaltungsmusik und Kunstmusik.

Janáček brachte ihn von Beginn an dazu, möglichst viele Prinzipien der volkstümlichen Musik anzuwenden – und dies nicht nur im melodischen, modalen und rhythmischen Bereich, sondern auch bei den Klangfarben. Damit widersetzte er sich dem Weg jener Komponisten, die seit den Zeiten Vítězslav Nováks das Volkslied vor allem harmonisch zu perfektionieren und bereichern suchen, indem sie die komplizierten Akkorde der nachtristanischen Harmonie in einer Welt anhäufen, der sie fremd waren. Wenngleich auch aus einer solchen Verbindung eine bemerkenswerte künstlerische Synthese hervorgehen kann, hat sich Janáčeks Weg als weitaus produktiver erwiesen. Dieser respektierte im vollen Umfang die Einfachheit, Rohheit und den vielfach nur scheinbaren „Primitivismus“, um hier die Quellen eines eigenen „Verismus, Impressionismus und Expressionismus“ zu finden. Die Verlockung einer vor allem harmonischen Bereicherung bestand jedoch auch im Jazz und hatte ab der Mitte des 20. Jahrhunderts ihre herausragenden Protagonisten, an denen kein einfacher Weg vorbeiführte. Dies werden wir auch an einigen Stellen des heutigen Rezitals hören – hier jedoch auf der Ebene einer inspirativen Anregung, die nur von ergänzender Bedeutung ist.

Für Emil Viklický ist Janáček schon seit Langem eine Quelle der Inspiration, und er arrangiert nicht nur, sondern knüpft vor allem in kreativer Weise an ausgewählte Segmente oder ganze Partien an. Dabei geht es keinesfalls um einen oberflächlichen Weg bei der Suche nach rhythmisch ostinaten und aparten Gebilden, welche direkt zu einer Jazz-Stilisierung führen. Viklický sucht im Gegenteil Kantilenen, harmonisch, melodisch und tektonisch interessante Stellen. Meisterhaft reagierte er auf Janáčeks Sinfonietta an einer Stelle, wo dies kaum jemand erwartet hätte, und ähnlich gut meisterte er die Passagen im 2. Akt von Jenůfa.

Die Bindungen zur Folklore fügen sich organisch in die gesamten Bemühungen zur Synthese von Folklore, Jazz und Anregungen im Geiste Janáčeks ein, wie sie bei Emil Viklický seit Ende der Siebzigerjahre zunehmend zu beobachten sind. Im letzten Jahrzehnt jedoch spielt bei diesem unanfechtbaren Erfolg eines modernen Komponisten und Interpreten auch seine internationale Karriere und die häufige Präsentation dieser Positionen unter Jazzfans wie vor dem Konzertpublikum im westlichen Ausland sowie die Zusammenarbeit mit herausragenden Jazzmusikern auf der Bühne und im Studio an einem so profilierten, durch Janáčeks Vermächtnis befeuerten Werk eine große und bereichernde Rolle…

Miloš Štědroň

Info-Telefon:
+420 542 158 120

Email
festival@ndbrno.cz

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